„Sport ist Mord!“ schreit das innere Monster.
Aber ohne Sport, bist du schneller fort!
„Fort?! Du meinst kaputt? Uh oh…“
18. Mai 2019 Categories: Motivation & Psychologie, Podcast
„Sport ist Mord!“ schreit das innere Monster.
Aber ohne Sport, bist du schneller fort!
„Fort?! Du meinst kaputt? Uh oh…“
„Trotzdem motiviert mich das noch lange nicht! Ich brauche da schon mehr!“ blafft das Monster gierig, aber interessiert.
„Ich sehe mich zwar manchmal in ganz verschwommenen, vorbeihuschenden Bildern in Turnschuhen, aber bevor ich begriffen habe, worum es da genau geht, ist der Traum auch schon wieder vorbei.“
Zuerst einmal: Monster sind Gewohnheitstiere. Immer auf der (unbewussten) Suche nach einem ausgeglichenen Zustand. Auf der Couch faulenzen. Im Bett liegen bleiben.
Die Frage ist:
Was ist nun eigentlich das Anstrengende, also das, wofür wir die Motivation brauchen?
Die Tätigkeit an sich? Nein!
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Es ist der Wechsel von einem Zustand zu einem anderen. Bestimmt kennst du das: Bist du erst mal aus dem Bett geklettert, hast dir die Zähne geputzt und sitzt beim Frühstück, hast du plötzlich nicht mehr das Verlangen im Bett zu liegen, wie zuvor, als du dich förmlich aus dem kuscheligen Bett quälen musstest.
Oder ein anderes Beispiel: Bist du einmal in den Jogging-Schuhen drin und hast es nach draußen geschafft, hast du einen neuen Zustand erreicht. Dann wieder zurück in die Wohnung? Nein.
Um das Thema etwas abzukürzen: Generell kommt Motivation entweder von Druck oder Sog. Du tust etwas, weil du es musst oder – weil du es willst (siehe dazu auch Motivation zum Abnehmen). Ein spannendes Projekt oder der anstehende Urlaub würde uns wahrscheinlich aus dem Bett ziehen, ohne dass wir uns quälen müssen. Viel eher sind wir wie beflügelt.
Und das Gegenteil ist der Fall, wenn wir auf etwas gar keine Lust haben oder – keinen Sinn darin sehen!
Wovon genau hängt es nun ab, ob uns eine Tätigkeit gefällt oder nicht?
Ganz einfach: Wir haben uns angeeignet (und tun dies auch weiterhin unser Leben lang), bestimmte Dinge (vor allem unterbewusst) mit angenehmen Gefühlen und Wohlbefinden zu verknüpfen und andere Dinge dahingegen mit unangenehmen Gefühlen und Schmerz. Diese Verbindungen werden dann entweder im Laufe unseres Lebens verstärkt – oder aufgebrochen und neu geschaffen.
Jedes Monster kann das.
Dies sind unsere ganz eigenen, individuellen neuronalen Strukturen, die wir entweder festigen… oder aufbrechen und neu verknüpfen. Und genau das können wir jederzeit und sofort tun. Unser Unterbewusstsein – unser inneres Monster – kann lernen und sich in eine andere Richtung entwickeln. Das Gleiche gilt auch für simple Assoziationen: Wenn du zum Beispiel den Begriff Diät oder Abnehmen hörst, fallen dir unbewusst vielleicht verschiedene Sachen ein: Der Stoffwechsel fährt herunter, Diäten funktionieren eh nicht oder Berge an Broccoli tauchen vor dem geistigen Auge auf.
Motivation kommt vom Lateinischen „motivum“ und bedeutet soviel wie Beweggrund. Das bringt es auf den Punkt: Wir brauchen einen Grund, der stark genug ist, dass wir uns bewegen – aus unserer Komfortzone heraus. Einen Wechsel vollziehen. Und dieser Grund sollte so stark sein, dass wir auch bei Schwierigkeiten und Hindernissen bleiben und nicht sofort in unsere Komfortzone zurückkehren.
Stell dir mal eine Frau oder einen Mann vor, der/die sich jahrelang von ungesundem Essen ernährt hat, sich regelmäßig Pizza bestellt, immer wieder zur Schokolade gegriffen und sich wöchentlich zu Schokolade-Exzessen mit Freunden getroffen hat. Sport verbindet er/sie in dieser Zeit immer mit Schmerz und so ziemlich dem Gegenteil von Wohlempfinden.
Nun wird sie von der Familie ihres Freundes zu einem Wochenendausflug eingeladen – sie kennen sich noch nicht allzu lange und sie möchte mit ihrem Freund und seiner Familie eine tolle Zeit zusammen verbringen.
“Lass mich raten – das geht nicht gut aus!”
Kann man so sagen. Als sie merkte, dass sie bei der Wanderung nicht mithalten kann und mit rotem Gesicht und total verschwitzt nach bereits kurzer Zeit aufgeben musste, da sie sonst kollabiert wäre, ist sie ziemlich niedergeschlagen, wütend und richtig enttäuscht.
Sie denkt an die ganze Schokolade, den versäumten Sport, ihren Körper, der irgendwie gerade so gar nicht zu gebrauchen ist und ihr wird klar, dass sie gerne etwas ändern möchte. Nein, unbedingt etwas ändern will. Vielleicht hat sie davor oder danach auch noch von ihrem Arzt mitgeteilt bekommen, dass ihr Blutbild katastrophal aussieht und sie mit ihren 30 Jahren eher die Fitness einer 70-Jährigen besitzt.
Angenommen, sie stellt nun ihre Ernährung um und fängt an Sport zu treiben – was würde sie zur Motivation nehmen?
Sie würde wahrscheinlich immer wieder beim Gedanken an ungesunder Ernährung und dem Verzicht auf Sport an ihren Wochenendausflug denken.
Stell dir nun vor, sie macht drei Monate Sport und stellt ihre Ernährung um (siehe Ernährung zum Abnehmen). Was könnte sich verändert haben?
Sie ist seltener müde, fühlt sich viel fitter, hat große Fortschritte bei ihrem Sport gemacht, hat Ausdauer und Kraft aufgebaut, fühlt sich energievoller und bekommt Komplimente von ihrem Umfeld, das sie zum Glück in ihrem Wandel unterstützt.
Durch diese positiven Wahrnehmungen und Gefühle, die durch die Ernährungsumstellung und den Sport entstanden sind, hat sie sich selbst neue neuronale Strukturen geschaffen und ein neues Muster angelegt. Ihr inneres Monster würde nun denken:
‘Durch Sport und gute Ernährung fühle ich mich ja richtig gut. Und das auch noch dauerhaft! (Zu viel) ungesunde Ernährung löst unbewusst Unbehagen aus! Wie konnte ich das all die Jahre nicht sehen?’
Das Monster hat gut zugehört und versucht nun, das neu Erlernte umzusetzen:
“Also, ich wiederhole noch mal: Ich nehme eine Schere und schneide einfach das Seil durch, das mein tiefes Gefühl der Liebe mit meiner Vorstellung von Schokolade verbindet (…)
… funktioniert nicht!!”
“Wie gehe ich nun vor? Muss ich die Familie meines Monster-Partners anrufen, um mit mir einen Ausflug zu machen, damit ich dort richtig versagen kann?“
Du hast sicher schon mal gehört, dass man sich ein messbares, konkretes Ziel setzen soll. Was dabei leider oft vergessen wird, ist aber: Weshalb möchte man dieses Ziel überhaupt erreichen? Weshalb möchtest du Sport treiben? Was erhoffst du dir davon? Wie erhoffst du dich anschließend zu fühlen?
Lass mich dir dazu eine kurze Geschichte erzählen:
Eine junge Frau, nennen wir sie Mary, hatte immer wieder versucht, sich für eine Gewichtsabnahme und für Sport zu motivieren, jedoch wollte es nie so richtig klappen. Nach kurzer Zeit gab sie immer wieder auf. In der Regel hielt ihre Willenskraft zwei bis vier Wochen lang an, aber danach kehrte sie zu ihren alten Gewohnheiten zurück. Doch dann geschah etwas Unglaubliches:
Binnen vier Monaten nahm sie 16 Kilo ab und erreichte eine Figur, in der sie sich schön, schlank und fit fühlte – ihre persönliche Traumfigur!
„Woaah! Da hat das innere Monster wohl Urlaub gemacht. Ich würde da niemals einfach bei zusehen. Wie hat sie das gemacht?!“
Aktion
durch
Emotion!
Ihre Hochzeit stand an! Und für dieses Ereignis wollte sie unbedingt schlank und gut aussehen.
„Und ihr inneres Monster?“
War dabei. Wurde ergriffen von den Emotionen, der Energie und hatte keine andere Chance, als dabei mitzumachen. In ihrem Hirn stand alles auf Zielerreichung: Schlank werden bis zur Hochzeit. Jede Synapse wusste bescheid und somit auch ihr Monster. Reicht die Energie nicht, wird das Monster nicht überzeugt.
Mary hatte mit Sport und einer Diät angefangen und so ihre Gewichtsabnahme geschafft, weil sie ihr Ziel mit starken Emotionen verknüpft hat. Einfach nur zu sich zu sagen: „Ich würde gerne 10 Kilo abnehmen. Ich glaube, das wäre besser. Mein Arzt hat es mir auch empfohlen.“ reicht einfach nicht.
Wenn man wirklich vor hat abzunehmen, reicht es nicht, daran interessiert zu sein, etwas zu ändern. Das haut nicht das kleinste, innere Monster aus den Pantoffeln.
Es muss mehr Energie her, viel mehr Energie. Wir brauchen echtes Commitment.
Als Mary immer und immer wieder daran dachte (und dies in Gedanken wahrscheinlich unzählige Male durchlebte), wie sie wohl an ihrem für sie wichtigsten Tag aussehen würde, wie sie sich dabei fühlen würde, wurden sehr starke Emotionen hervorgerufen und mit ihrem Ziel, endlich eine schlanke Figur zu erreichen, verknüpft.
„Nicht schlecht. Wirklich schön für Mary. Und dann? Ha, ich weiß es. Dann war alles vorbei und sie wurde wieder dick! So ist das doch! Jojo-Effekt sage ich da nur!“
Nein, keineswegs. Nachdem Mary ihr Ziel erreicht hatte, merkte sie natürlich, wie gut sie sich in ihrer neuen Figur fühlte. Sie spürte, dass sie fitter und energievoller war und begriff, wie einfach und angenehm doch eigentlich Sport und Bewegung sein können. Sie war stark motiviert von ihren Fortschritten und Erfolgen und genoss es, von ihrem Umfeld Komplimente dafür zu erhalten. Sie verknüpfte diesen ganzen Prozess also mit ziemlich guten Gefühlen. Jetzt es ist unvorstellbar für sie, Sport wieder aus ihrem Leben zu streichen.
Bitte merke dir Folgendes:
Es kann am Anfang etwas holprig sein und manchmal brauchen wir ein paar Anläufe, bis wir wirklich in Schwung kommen und Momentum aufbauen, aber dann „läuft es“. Das kennst du bestimmt: Du bist dann im Flow und hochmotiviert. Jeder hat einen anderen Punkt, ab dem „es läuft“.
Eine Kurve, die sicherlich vielen Sportanfängern und Sportbegeisterten bekannt vorkommt, ist folgende:
Und genauso gibt es manchmal eine Bambus-Kurve, die etwas anders aussieht:
„Bambus-Kurve?! Warum Bambus? Oh ich weiß, ich kenne den Effekt! Darf ich erzählen? Ok, toll. Also, die Geschichte der Bambus-Sprosse geht folgendermaßen – es ist faszinierend!“
„Nachdem der Bambus gepflanzt wurde, passiert einfach nichts. Man hegt und pflegt den Bambus und fragt sich jede Woche “verdammt – warum kommt denn da nichts?”, und das kann dann gute zwei Jahre lang so gehen. Zwei Jahre lang Zeit und viel Aufwand bis dann – plötzlich – im dritten Jahr der Bambus anfängt an Höhe zu gewinnen und zwar rasend! Ich habe gehört, der Rekord soll bei drei Metern in 24 Stunden liegen – Wahnsinn!“
Ganz genau. Und oft ist es beim Sport oder beim Abnehmen ähnlich: Man sieht nicht immer kontinuierliche bzw. tägliche Erfolge. Zwar dauert es keine Jahre, aber manchmal kann es einfach ein bisschen dauern, bis es sowohl bei der Motivation „Klick macht“ als auch bei den sichtbaren Ergebnissen. Hat man es dann einmal geschafft, kann man kaum glauben, dass es vorher so schwer war und das Ziel so weit weg schien. Wichtig ist, dass wir unsere ganze Motivation nicht auf der Erwartung aufbauen, uns bereits am nächsten Tag zu verändern.
Und du musst dich nicht von einem Tag auf den nächsten zum Hochleistungssportler entwickeln:
Großes (emotionales) Ziel und kleine, aber kontinuierliche Schritte.
Hierzu noch ein Tipp: Mache etwas “nur kurz”.
Fangen wir einmal mit etwas an, möchten wir es in der Regel auch beenden. Wenn du deinen Schreibtisch nur eine halbe Minute lang aufräumst, ist die Chance hoch, dass du ihn danach eben ordnest.
Nimm dir einfach mal vor, nur in die Jogging-Schuhe zu schlüpfen und dich nach draußen zu bewegen. Oder ins Fitness-Studio zu gehen und dich dort umzuziehen – mehr nicht.
Der Rest kommt von alleine.
Versprochen.