Fangen wir am Anfang an. Du möchtest abnehmen, hast vor, deine Ernährung umzustellen oder bist bereits dabei, aber dein Partner (und damit meine ich natürlich auch immer Partnerin) ist noch nicht an Bord. Vielleicht hattet ihr deswegen schon mal Streit oder ihr habt es einfach sein gelassen, weil es eben nicht geklappt hat.
Ich habe zu Anfang der letzten Folge gesagt, dass ich keine pauschalen Empfehlungen geben möchte, die einfach nicht weiterhelfen (sondern sich nur schön anhören) und daher muss ich dir hier mitteilen, dass es wirklich sehr darauf ankommt, deinen Partner erst mal genau zu verstehen und dann eine individuelle Herangehensweise zu finden.
Den Partner erreichen und richtig motivieren
Das Ganze lässt sich aber natürlich vereinfachen und deswegen möchte ich einmal bewusst, dass es diese zwei Grund-Kategorien gibt – zu welcher Kategorie dein Partner gehört, das wirst du mit Sicherheit wissen:
Kategorie A: Das Enton.
Dein Partner ist stark auf der emotionalen Ebene angesiedelt. Das wirkt sich unter anderem so aus, dass das Enton sich leicht aufregen kann, für rationale Argumente schwer empfänglich ist und starke Gefühlsschwankungen – positiv und negativ – durchmacht. Vieles, was du gar nicht so gemeint hast, wird von deinem Partner leicht auf eine emotionale Ebene gebracht und verursacht einen Aufschlag, der von dir nicht so beabsichtigt war.
Entons schalten bei Fakten und rationalen Argumenten eher auf Durchzug – unbewusst – auch wenn sie selbst sagen, dass sie zuhören, ist die Verarbeitung von rationalen Argumenten einfach manchmal nicht sehr wirkungsvoll. Ein besserer Weg ist es hier, Informationen auf einer emotionalen Ebene rüberzubringen. Ganz konkret im Falle des Abnehmens heißt das, dass du dir vorstellst, wie du eine emotionale Geschichte, emotionale Argumente – egal, ob rational logisch oder nicht – finden kannst, mit denen du deinen Partner überzeugst bzw. überhaupt erst zum Zuhören bringst. Entons sind sehr empfänglich für das Wort „Beziehungen“, zwischenmenschliche Beziehungen und für das Wort „Gefühle“: Wenn du das irgendwie eingebaut bekommst, wird die Antenne deines Entons etwas mehr in deine Richtung bewegt.
Kategorie B: Die Einsteins.
Die Einsteins sind sehr rationale Menschen, die weniger etwas mit Geschichten, vor allem über Beziehungen und Gefühle, anfangen können und davon überzeugt werden, sondern mit harten Fakten und Argumenten, die von Fakten unterstützt werden. Nicht selten sind sie besserwisserisch und es braucht einiges, um sie von ihrer Meinung abzubringen.
Natürlich gibt es noch viele weitere Kategorien und unzählige Unterkategorien, die auf fast genauso vielen verschiedenen Lehren und Studien basieren, aber wenn du an diese beiden Kategorien denkst und dich ein bisschen danach richtest, welche Frequenz dein Partner eher empfängt, dann vereinfachst du dir bereits vieles.
Nachdem du nun diese Kategorien kennst, möchte ich nun noch konkret sagen, was du auf gar keinen Fall tun solltest – unabhängig von der Kategorie.
Sogenannte Not-To-Dos:
Das Wichtigste und was ich glaube, was die meisten – mich eingeschlossen – falsch machen oder falsch gemacht haben und was sehr stark den Erfolg zunichte macht, ist:
- Es bringt nichts, den Partner zu bedrängen. Dies führt nur zu einer Blockade, genauer gesagt zur psychologischen Reaktanz und dein Partner wird dem Vorhaben eher immer abgeneigter, als davon angetan zu sein.
In einem Streit lässt sich dein Partner nicht überzeugen: Wir Menschen brauchen wahrscheinlich unser ganzes Leben, um eine Sache einzusehen – durch Streit und Überreden lässt sich nichts gewinnen, außer mehr vom eigenen Ego. Hier sind wir wieder beim Thema Freiwilligkeit und Eigenmotivation: Die absolute Grundbasis für jegliche Motivation ist Freiwilligkeit und die eigene Überzeugung vom Sinn der jeweiligen Sache. Versucht man das in den Partner mit ach und krach hineinzubekommen, weil man davon ausgeht, dass man es doch nur oft genug, ausführlich genug und mit genug Fakten und Argumenten sagen müsste, dann irrt man sich gewaltig. Man wundert sich dann, warum man nun, nach mehreren Monaten oder Jahren, plötzlich wieder dieselbe Diskussion führt.
Schritt für Schritt deinen Partner zum gemeinsamen Abnehmen motivieren
Dein Partner darf nicht das Gefühl haben, bedrängt zu werden oder es nicht freiwillig zu tun. Deswegen ist eine gute Lösung: Man vereinbart ein Gespräch, bei dem sich der Partner von alleine aussucht, wann es stattfindet bzw. er oder sie auf dich zukommt. Das sorgt dafür, dass der Partner von Anfang an unterbewusst eine andere Haltung hat und dem geöffnet ist.
Die absolute Basis: Werte synchronisieren.
Ganz wichtig dabei: Werte, nach denen auch gehandelt wird. Es ist sehr leicht, sich tolle Werte vorzunehmen, die da nun auf einem Blatt Papier stehen oder die man in der Theorie besprochen hat, aber man gar nicht danach handelt. Also: Werte aufschreiben und darüber sprechen, was sie bedeuten.
Natürlich sind nicht alle Werte bei beiden Partnern gleich, also: Welche Werte sind meinem Partner wichtig und wie kann ich diese in Einklang mit der neuen Gewohnheit und der Ernährungsumstellung bringen? Ganz wichtig: Daran denken, ob dein Partner ein Enton oder ein Einstein ist. Was motiviert meinen Partner am meisten? Unbedingt die Brille des Partners aufsetzen. Wenn du dir diese Frage stellst, aber dabei an dich selbst denkst, bringt das nichts. Zum Beispiel: Dein Partner hat das Hobby xy…, inwiefern würde eine neue Ernährung oder eine Gewichtsabnahme dabei helfen?
Eine gemeinsame Strategie zum gemeinsamen Abnehmen.
Lieber radikal oder Schritt für Schritt, eher langsam? Was wollt ihr ändern? Es geht darum, sich abzusprechen und sich freiwillig einig zu werden. Welche Gewohnheiten werden gemeinsam angepackt oder neu eingeführt? Ganz wichtig: Es geht auf keinen Fall darum, Kompromisse zu finden. Kompromisse hören sich in der Theorie immer toll an, aber sie killen die Freiwilligkeit. Deswegen: Etwas finden, für das beide Partner freiwillig stimmen.
Weitere Tipps, die das gemeinsame Abnehmen stark erleichtern:
1. Mahlzeiten:
Beide Partner sollten von sich aus Mahlzeiten vorschlagen.
2. Zusammen einen Sport anfangen:
Es gibt eine sehr klare Studienlage dazu, wenn sich Partner, die abnehmen möchten, zusammen einen Sport anfangen im Vergleich zu Partnern, die keinen Sport gemeinsam anfangen. Vor allem in puncto Langfristigkeit, sind die sportlichen Partner – egal erst mal, welcher Sport – wesentlich erfolgreicher.
3. Input:
Sich vornehmen, sich regelmäßig Input dazu anzuschauen, zu lesen oder anzuhören -> Unterbewusstsein weiterhin darauf polen. Mächtige Wirkung, da man sonst leicht wieder in eine andere Richtung abdriftet.
4. Essenszeiten:
Essenszeiten absprechen und synchronisieren.
5. Kalorienbedarf des Partners berücksichtigen:
Sehr oft vergessen: Den Kalorienbedarf des Partners berücksichtigen! Ein sehr häufiger Grund, der es dem Partner sehr leicht macht, viel zu viele Kalorien aufzunehmen, ist, dass man sich den Portionen des Partners anpasst. Gerade, weil sich Mann und Frau stark unterscheiden in Bezug auf den Kalorienbedarf wäre es fatal, wenn man einfach immer die gleiche Menge isst. Das hört sich nun etwas unfair an. Aber es ist völlig ok, wenn die Frau nur die Hälfte von dem isst, was der Mann ist.
Wenn der Mann sich nun denkt: Ach, das ist doch unfair. Du musst doch dasselbe essen wie ich. Hier nimm dir noch was. Dann ist das zwar liebevoll gemeint, aber für das Ziel abzunehmen, eher schlecht.
Gehen beide Partner zum Beispiel ins Restaurant und der Partner mit dem höheren Kalorienbedarf bestellt sich eine Riesenpizza. Dann sollte sich der andere Partner zumindest darüber bewusst sein, dass diese Riesenpizza bei ihm oder ihr selbst wahrscheinlich ansetzen wird. Ich sage nicht, dass es nun verboten ist, sich dasselbe zu bestellen. Man sollte sich nur eben darüber bewusst sein, dass sich der Kalorienbedarf nicht der Größe der Pizza anpasst.
6. Absprachen einhalten:
Ein weiterer, ganz wichtiger Tipp zum gemeinsamen Abnehmen ist: Wenn man sich gemeinsam dazu entscheidet, ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr zu essen oder einfach zu bestimmten Zeiten nichts isst – zum Beispiel beim Fernsehen, dann sollten sich unbedingt beide Partner daran halten.
Dafür kann man dann ganz spielerisch Regeln entwerfen. Zum Beispiel: Wer das bricht, muss für seinen Partner etwas tun, das für einen selbst aber eher unangenehm ist. Beispielsweise die Wohnung putzen und so weiter. Möchte man es spielerisch noch weiter treiben, kann jeder Partner kleine Gutscheine entwerfen. Diese muss der Andere dann einlösen, wenn diese oder jene Absprache gebrochen wird. Es sollte natürlich so aufgebaut sein, dass es dazu moitiviert, sich an die Absprache zu halten.
Denn sind wir ehrlich: Es läuft nicht von Anfang an und die ganze Zeit perfekt. Es wird Ausreißer geben in der Praxis. Und es geht darum, richtig damit umzugehen. So kann man sich auch dafür belohnen, wenn man nach deinem Ausreißer wieder zur Gewohnheit zurückgekehrt ist.