In Motivation zum Abnehmen hatten wir bereits geklärt, dass die grundsätzliche Motivation daherkommt, dass wir bestimmte Dinge mit Schmerz oder Wohlbefinden verknüpfen.
4. Juni 2019 Categories: Motivation & Psychologie, Podcast
In Motivation zum Abnehmen hatten wir bereits geklärt, dass die grundsätzliche Motivation daherkommt, dass wir bestimmte Dinge mit Schmerz oder Wohlbefinden verknüpfen.
Wie genau das funktioniert und wie wir es gezielter anwenden können, erfährst du in den nächsten drei Minuten.
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Zuerst einmal: Es gibt noch einen anderen entscheidenden Faktor neben Schmerz und Wohlbefinden, der dafür verantwortlich ist, dass wir eine Motivation (oder bei Schmerz: Demotivation) für bestimmte Dinge entwickeln.
Das Zauberwort heißt: Wiederholung.
Das kennst du vom Auto fahren: Anfangs war es für dich wahrscheinlich ziemlich anstrengend zu erlernen: Kuppeln, Gang einlegen, langsam Gas geben, wieder kuppeln, auf die anderen Autos achten, bremsen, Gang raus, Gas geben, Lenker rum, Gang hoch, in der Spur bleiben…
Das sind eine ganze Menge Abläufe, die du inzwischen – wenn du (immer noch) Auto fährst – automatisiert hast.
Die meisten von uns denken nicht mehr aktiv darüber nach, was unsere Füße da unten machen und wie wir jetzt Gas geben mit Kuppeln verbinden.
Wir haben es uns quasi unterbewusst “einprogrammiert“ und sind routiniert darin geworden (siehe Motivation für Sport entwickeln).
Doch wie genau geschieht so etwas nun und wie können wir es auf andere Prozesse übertragen?
Im Prinzip verknüpfen sich beim Lernen einfach nur Nervenzellen.
Und dabei hat jede Nervenzelle seine eigene, bestimmte Bedeutung.
Stell dir unser Hirn mal als eine große Schaltzentrale vor und unsere Nervenzellen als kleine Punkte, von denen winzige Antennen („Axone“) ausgehen, die sie wiederum mit anderen Nervenzellen an ihrer Verbindungsstelle, der Synapse, verbinden. Wenn nun Informationen übertragen werden, so geschieht dies in Form von elektrischen Impulsen, die von einem Nerv zum anderen übertragen werden.
Dopamin und
Endorphin
gleich
Kopf-Doping
Du hast bestimmt manche der chemischen Botenstoffe („Transmitter“ genannt) schon einmal gehört: Acetylcholin, Serotonin, Adrenalin, Dopamin und so weiter. Gelangen diese Botenstoffe am „Ohr“ des anderen Nervs an, den „Rezeptoren“, so wird die Info übermittelt.
Stell dir einen süß-traurig dreinblickenden Hund vor…
In deinem Hirn hast du nun Nervenzellen, die ein solch süß-trauriges Aussehen mit anderen Nervenzellen verknüpfen, die für „harmlos“ stehen. Nun entschließt du dich frohen Mutes den Hund zu streicheln – es können zwei Szenarien passieren
1. Der Hund ist genau so süß, wie du erwartet hast. In deinem Kopf führt das zu Folgendem: Die Berührungsfläche zwischen deinem „süß-traurig“-Nerv und dem „harmlos“-Nerv wird vergrößert – der Synapsenknoten wächst ein wenig und die Verbindung wird verfestigt. Du lernst für die Zukunft ein bisschen mehr: Hund guckt süß-traurig, Hund ist harmlos. Nun zur Alternative…
2. Der Hund ist nicht so harmlos wie er aussieht (oder er hat einfach einen verdammt miesen Tag) und er beißt dich. Der Nerv „süß-traurig“ und noch viel mehr der Nerv „Hund“ lernt sofort und die Synapsenfläche zu dem Nerv „harmlos“ verkleinert sich radikal – die Antennen werden eingefahren, die Synapsenverbindung ist kaum noch oder gar nicht mehr vorhanden. Stattdessen wird eine neue Verbindung geschaffen – aufgrund des Stärkegrades deiner Erfahrung wahrscheinlich sofort eine ziemlich stabile: Dein Nerv mit der Information „Hund“ dockt mit seinen Antennen an den Nervenzellen mit den Informationen „große Gefahr“ und „Angst“ an.
Je nachdem, wie krass die Erfahrung bei der negativen Begegnung mit dem Hund war, kann diese Erfahrung bereits bis zum Lebensende reichen – wenn nicht dagegen interveniert wird.
Generell gilt hier (und das ist das Wunderbare): Solche Verknüpfungen funktionieren ähnlich wie Muskeln – und lassen sich somit gezielt trainieren.
Das heißt, wenn eine bestimmte Erfahrung oder Aktivität (z.B. Autofahren) wiederholt wird, verstärkt sich die Verbindung zwischen den beteiligten Nervenzellen und es wird immer mehr im „Unterbewusstsein“ abgespeichert – wir schaffen uns eine mühelose Routine.
Übertragen wir das Ganze nun einmal auf Sport: Du hast sicher schon einmal von Menschen gehört, die gar nicht mehr ohne Sport leben können. Oder solchen, die unzufrieden werden und denen etwas fehlt, wenn sie mal keine Bewegung und keinen Sport absolviert haben (mehr dazu erfährst du im Artikel Gewohnheiten erlernen).
Hier muss also nicht zwangsläufig Schmerz oder Wohlbefinden mit im Spiel sein, denn Menschen sind letztendlich Gewohnheitstiere: Einmal eine Gewohnheit eingeschleift, so streben wir danach, dieser auch weiterhin nachzukommen. Das funktioniert beim Rauchen, beim Auto fahren, beim täglichen Spaziergang, beim täglichen Kaffee und auch beim Sport.
Nun können wir aber noch mehr: Wir können diese Verbindungen nicht nur gezielt legen, indem wir einer Aktivität regelmäßig und lange genug (mindestens einen Monat lang) nachgehen, sondern auch den Wachstumsgrad und den Spaßfaktor dabei gezielt fördern. Du kannst dir wahrscheinlich schon denken, wie es funktioniert:
Durch Erfolg und durch das Erleben angenehmer Gefühle während und unmittelbar nach der Aktivität.
Und es geht noch weiter – man könnte es fast als Magie bezeichnen:
Da unser Hirn nicht in der Lage ist, genau zu unterscheiden, ob wir gerade etwas Reales erleben oder ob wir uns nur etwas lebhaft vorstellen, werden die Verbindungen angelegt, obwohl es vielleicht gerade nur in unserem Kopf passiert.
Denkst du also immer wieder lebhaft (und emotional) an eine bestimmte Sache, dann registriert dein Hirn dies so, als wäre die Erfahrung real und speichert die Erfahrung entsprechend ab – die Verbindung wird gefestigt.
Es ist also nicht verkehrt, das Träumen mit offenen Augen NICHT zu verlernen ;).
Stell dir einfach mal während eines Spazierganges oder während dem Joggen lebhaft vor, du hättest dein Ziel bereits erreicht. Oder du träumst ganz einfach von etwas, das dir Freude bereitet und das dich begeistert – dein Hirn wird es mit “Joggen” verknüpfen.